Revue de presse

NB: Cette page n'est pas disponible en français.

Lukas Kapeller: Wie Filmarchive das Kinoerbe für die ferne Zukunft retten wollen

Der Beitrag von Lukas Kapeller in "Der Standard" zitiert Michael Loebenstein, Direktor des Österreichischen Filmmuseums, wo man, wie im Filmarchiv Austria, eine hybride Strategie (sowohl analoge als auch digitale Speicherung auf LTO-Bänder) der Filmsicherung verfolgt: "Wenn man einen Film bereits auf analogem Film hat, wäre es fahrlässig, diesen Film nicht konservatorisch anständig zu behandeln und adäquat zu lagern. Wenn ich einen Film kühl und trocken lagere, ist er in 150 bis sogar 300 Jahren immer noch da. [...] Parallel dazu bauen wir eine auf offenen Standards basierende digitale Langzeitsicherung auf."
https://www.derstandard.de/story/2000145891874/wie-filmarchive-das-kinoerbe-fuer-die-ferne-zukunft-retten-wollen

Der Standard (Wien),1. Mai 2023, – 6 mai 2023

Filme im UNESCO-Weltkulturerbe

Eurozentristische Auswahl

In Heft Nr. 43 von September 2021 der Zeitschrift "35 Millimeter. Das Retro Filmmagazin" stellt Lars Johansen die bisher in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommenen Filme vor. Zumeist sind es herausragende Einzelfilme wie METROPOLI (1927, Fritz Lang) aus Deutschland und LOS OLVIDADOS (1950, Luis Buñuel) aus Mexiko. Aus Frankreich wurde aber das Gesamtwerk der Brüder Lumière und aus den Niederlanden das Filmarchiv des Verleihers Jean Desmet anerkannt. Aber "ganze Kontinente wie Afrika, Asien und Südamerika sind überhaupt nicht vertreten, Europa dafür sehr stark, so dass sich filmhistorisch eine eurozentrische Sicht durchgesetzt hat."


Homepage der Zeitschrft

Lars Johansen: Das kann doch nicht alles gewesen sein. Das UNESCO-Weltkulturerbe und der Film. In: 35 Millimeter. Das Retro Filmmagazin, Nr. 43, September 2021, S. 62-65

10 octobre 2021

Her mit den Retrospektiven

Christiane Peitz über Fortschritte und Probleme bei der Digitalisierung des Filmerbes

3. November 2019. – In ihrem Überblicksartikel über den Stand der Digitalisierung macht Christiane Peitz auch auf ein schwerwiegendes Problem bei der Filmförderungsanstalt aufmerksam: "Dummerweise müssen die Dienstleister ihre Angebote abgeben, bevor sie den genauen Zustand des Materials kennen. Die Befundung, so das Fachwort, erfolgt deshalb erst nach der Bewilligung der Gelder. Wenn sich unerwartete zusätzliche Mängel auftun, kann nicht nachfinanziert werden." Auch die Erstellung der gesetzlich vorgeschriebenen Fassung für Hör- und Sehgeschädigte mit Untertiteln und Audiodeskription) koste extra.

Peitz fordert zudem eine stärkere Sichtbarkeit der digitalsiierten Filme: "Filme existieren nicht, weil ihre Daten gesichert sind (im Idealfall dreifach gespeichert, an verschiedenen Orten), sondern wenn Menschen sie sehen. Also her mit den Retrospektiven, den Werkschauen und Filmreihen (...)."


Der Tagesspiegel, 23.10.2019

3 novembre 2019

Ein irregeleitetes Prestigeprojekt

Dirk Alt über das Dilemma der deutschen Digitalisierungsstrategie

11. Februar 2019. - In einem am 29. Januar 2019 erschienenen Artikel für den Wiener "Standard" vergleicht Dirk Alt, Historiker und Dokumentarfilmer, die Digitalisierungsoffensive der deutschen Bundesregierung mit dem in Österreich entwickelten Konzept, "klar zwischen der Erschließung und Zugänglichmachung des Filmerbes mittels Digitalisierung einerseits und der analogen, also physischen Langzeitarchivierung andererseits" zu unterscheiden. (Anmerkung "Filmerbe in Gefahr": Das bereits im Januar 2016 vom Filmarchiv Austria und dem Österreichische Filmmuseum vorgeschlagene und von der damaligen Bundesregierung Kern unterstützte Projekt "Film Preservation Center Austria" sieht vor, neben der Digitalisierung das Filmerbe auf langzeitstabilem 35-mm-Material physisch zu sichern. Das Zentrum sollte 2017 seine Arbeit aufnehmen, dies ist bis heute nicht geschehen.)
Dirk Alt meldet "Zweifel an der Ernsthaftigkeit" des deutschen, ausschließlich auf Digitalisierung setzenden Konzepts an und sieht hier ein Dilemma, das vor allem "in der Flüchtigkeit und Manipulierbarkeit digitaler Daten, im Fehlen langzeitstabiler Speichermaterie und internationaler Standards sowie in der Obsoleszenz von Hard- und Software" bestehe. Sein Fazit: Ein "irregeleitetes Prestigeprojekt der Kulturstaatsministerin Monika Grütters", mit dem auch "die photochemischen Kapazitäten und Strukturen" zusammenbrechen werden, "die in den zurückliegenden Jahrzehnten die konservatorische Sicherung von Film auf Film gewährleisteten."

Der Standard, Wien, 29.1.2019
Zum Artikel

11 février 2019

Wolfen - ein bewährter Standort mit Zukunft

Warum Rohfilm als Basistechnologie für die Sicherung des Filmerbes unersetzlich ist

4. Dezember 2018. - Der Historiker und Dokumentarfilmer Dirk Alt berichtet für die Tageszeitung "Neues Deutschland" über seine Spurensuche im Industrie- und Filmmuseum Wolfen, das die Geschichte der traditionsreichen Rohlfilmfabrik Agfa (bzw. ORWO) bis zu ihrer Liquidation im Jahre 1994 dokumentiert. Er besuchte auch das benachbarte Unternehmen Filmotec, das sich heute mit der US-amerikanischen Kodak den Weltmarkt im Rohfilmgeschäft teilt. Rohfilm, so Alt, sei „eine Technologie, die erhalten werden muss, um unser audiovisuelles Erbe zu sichern.“ Experten schreiben dem von Filmotec auf der Grundlage von Polyester produzierten Material eine Lebensdauer von mehreren hundert Jahren zu – nachgerade ideal für die Lösung des Problems, wie audiovisuelle Informationen, nicht zuletzt Spiel- und Dokumentarfilme, neben der unsicheren digitalen Speicherung zukunftsfest auf analogem Material archiviert werden können. Während das Bundesarchiv ausschließlich auf Digitalisierung seiner Bestände setzt und diese Strategie „mit der Unsicherheit, ob auf absehbare Zeit überhaupt noch Rohfilm verfügbar sein werde“ rechtfertigt, liefert der alte Standort Wolfen mit seiner internationalen Kundschaft einen überzeugenden Gegenbewels. „Dass die Bundesrepublik der Standort eines der letzten beiden Rohfilmhersteller weltweit ist“, so Dirk Alt, „haben die kulturpolitischen Entscheidungsträger bislang nicht einmal zur Kenntnis genommen.“

Neues Deutschland, 17.11.2018
Zum Artikel (gebührenpflichtig)

4 décembre 2018

Das Gedächtnis der Bilder

Digitalisierung des Filmerbes

7. August 2018. – Im Berliner Tagesspiegel vom 6. August greift Andreas Busche die Verwaltungsvereinbarung von Bund und Länder vom 14. Juni zur Digitalisierung des nationalen Filmerbes auf. Allerdings seinen noch viele Fragen offen: „Etwa, ob die Liste mit 500 filmhistorisch bedeutenden Titeln, die der Kinematheken-Verbund Jahr für Jahr aktualisiert, weiterhin als Referenz herangezogen wird. Soll ein Gremium oder sollen mehrere Gremien über die Mittelvergabe entscheiden? Die FFA will sich zu den Modalitäten im Detail noch nicht äußern. Eine institutionelle Digitalisierungsförderung ist jedenfalls nicht vorgesehen, die Einrichtungen müssen ihre Fördermittel weiterhin projektbezogen beantragen.“

Die Digitalisierungsinitiative ändere aber nichts an der Unterfinanzierung der Filmarchive, da die Fördergelder als durchlaufender Posten anzusehen seien. Busche zitiert den Künstlerischen Direktor der Deutschen Kinemathek Rainer Rother mit der vorsichtigen Hoffnung, „dass die nächsten Jahre nur eine Testphase für die Verstetigung einer Förderung des Filmerbes sein werden. Langfristige Strategien sollten folgen, zehn Jahre und 100 Millionen Euro können nur ein Anfang sein.“

Busche beklagt, dass in der Diskussion um das Filmerbe die technischen Aspekte des Mediums Film ausgeblendet werden. Unter dem Begriff Filmerbe müsse „endlich auch die 120-jährige Technikgeschichte des Kinos – Projektoren, Kopierwerke etc. – berücksichtigt werden.“


https://www.tagesspiegel.de/kultur/digitalisierung-des-filmerbes-das-gedaechtnis-der-bilder/22882062.html

Der Tagesspiegel, 6.8.2018 – 7 août 2018

Die Kuh muss von der Wiese

Ortstermin. Ein Besuch im Bundesarchiv, wo sich die Politik über die Rettung des Filmerbes informiert: Ob digital wohl besser ist?

Für den Freitag (27/2018) hat Matthias Dell Doris Achelwilm, die neue medienpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Deutschen Bundestag, bei einer Führung durch das Bundesarchiv-Filmarchiv begleitet. Dell macht darauf aufmerksam, „dass die Geschichte des Films nicht auf „Inhalte“ reduzierbar ist, sondern sich eine bestimmte Ästhetik bestimmten Produktionsbedingungen verdankt. Wer wissen will, was Bilder erzählen können, muss wissen, wie sie in die Welt gekommen sind.“ Außerdem sei nur schwer zu bemessen, „was wir verlieren an Wissen und Kultur, wenn die ganze Grammatik des analogen Filmemachens hinter Files verschwunden ist.“ Der Besuch habe deutlich gemacht, so Dell, „dass der Erhalt analoger Infrastrukturen (noch ist das Kopierwerk des Bundesarchivs in Betrieb) nur europäisch zu lösen sein wird.“


der Freitag, Nr. 27/2018 (4.7.2018)

10 juillet 2018

„Geregelte Musealisierung der Kinokultur“

Plädoyer für den Erhalt der Kulturpraxis Kino

22. April 2018. – Lars Henrik Gass, Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, plädiert in einem Interview mit Christiane Hoffmans für Die Welt für eine „geregelte Musealisierung der Kinokultur“. Er fordert, zumindest in allen Großstädten Kinematheken einzurichten, um die Kulturpraxis Kino zu erhalten. Die Digitalisierungsinitiative der Bundesregierung erfasse nur die Digitalisierung von deutschen Filmen; sie fördere auch nicht „den performativen Teil, also die Aufführung in einem Saal.“

Gass weist darauf hin, dass auch digitale Filme ins Kino gehörten: „Was nützt mir eine digitalisierte Kopie, wenn der Film nicht so gezeigt werden kann, wie die Filmemacher es vorgesehen haben. Natürlich könnte man argumentieren, dass eine digitale Kopie im Netz gut verfügbar ist, aber das entspricht nicht der ursprünglichen Präsentationsform. Eine solch einseitige Förderung wäre ein weiterer Schritt zum Abbau unserer Kinokultur.“


Zum vollständigen Interview

Die Welt (18.4.2018) – 22 avril 2018

Von der Rolle

Welche Kinos besitzen noch analoge Projektoren?

19. Februar 2018. – In der Ausgabe 06/2018 von der Freitag veröffentlicht Matthias Dell eine Übersicht über Kinos, die noch analoge Filme vorführen können. „Nicht immer sind die Projektoren [...] noch im Einsatz. Oder sie sind es nur selten. Aber sie sind noch da. Sie können noch benutzt werden.“


https://www.freitag.de/autoren/mdell/von-der-rolle

der Freitag, 06/2018 – 19 février 2018

Das Drei-Säulen-Modell wackelt

Juliane Maria Lorenz plädiert für mehr Weitsicht in der Finanzierungsfrage

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 22. August 2017 (Nr. 194) setzt sich Juliane Maria Lorenz, Präsidentin der Rainer Werner Fassbinder Foundation, ausgehend von ihren praktischen Erfahrungen im Zusammenhang mit der digitalen Bearbeitung und Restaurierung der Filme Fassbinders mit den finanziellen Problemen auseinander, vor denen Archive, aber auch Rechteinhaber, Stiftungen oder Produzenten stehen, wenn sie ihre Filmbestände vor dem Verfall bewahren wollen. "Was kostet das alles, und wer bezahlt?" Neben der Erhaltung des historischen Filmerbes dürfe "der zusätzliche Kosten- und Zeitfaktor", der bei der Erhaltung des jüngeren (und zukünfigen) Filmerbes zu beachten sei, nicht geringgeschätzt werden.

Es sei, so Lorenz, über "weitere Finanzierungsmodelle" nachzudenken, da der vom Ministerium für Kultur und Medien in Aussicht gestellte Finanzrahmen von 100 Millionen Euro in zehn Jahren "unzureichend" sei. Das in Rede stehende Drei-Säulen-Modell sei nicht gesichert - "die dritte Finanzierungssäule (...), bestehend aus den sechzehn Bundesländern, wackelt mit bislang nur fünf Absichtserklärungen erheblich." Lorenz plädiert für weitsichtigeres Denken und schlägt die Einbeziehung der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten vor, ebenso die Einführung eines "Restaurierungspfennigs" bei jedem bewilligten Filmförderantrag: "eine Art von Rentenversicherung" zugunsten des bestehenden und zukünftigen Filmerbes. 10 Millionen Euro pro anno, wie es das Drei-Säulen-Modell vorsieht - das sei doch "ein wenig mager."


Zur Online-Ausgabe des Beitrags

Julinae Lorenz: Filme sollten rentenversichert sein. Ein Erfahrungsbericht aus der Praxis der Digitalisierung

Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Nr. 194, 22.8.2017, S. 12 – 23 août 2017

"Vorerst sind wir, zumindest was die Bestände angeht, hybrid analog-digital"

Dirk Alt befragt Chris Wahl

Dirk Alt, Historiker und Filmemacher, befragt auf der Website kinematheken.info Prof. Chris Wahl, seit 2013 Inhaber der DFG-Heisenberg-Professur für das Audiovisuelle Kulturerbe an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, zur "Diskrepanz zwischen der kulturellen Bedeutung des Filmerbes und dessen geringer öffentlicher Wahrnehmung", besonders in der Bundesrepublik Deutschland. Zur Sprache kommen einige endemische Unzulänglichkeiten, Widersprüche und Absurditäten im System unserer Filmerbe-Einrichtungen und der politischen Verantwortungsträger: von der engen Fixierung auf den Kinospielfilm (unter Ausblendung von Industrie-, Lehr-, Werbe- oder Amateurfilmen wie auch der gesamten Fernsehproduktion) über das mangelnde Engagement der Filmschaffenden für ihre eigenes Metier und den Erhalt ihrer Produktionen, die Kurzschlüsse des "völlig unzureichenden" PWC-Gutachtens, das "Ping-Pong-Spiel" zwischen der Regierung und den im Kinematheksverbund zusammengeschlossenen Archiven in der Frage der Finanzierung bis zur bedrohlichen Aussicht, dass in der Frage der Priorisierung womöglich "Beamte der BKM letztlich entscheiden, welche Filme die SDK oder das DIF mit den von der Regierung bereitgestellten Geldern digitalisiert."
Zum Interview mit Chris Wahl

27 juillet 2017

Zu großen Teilen noch immer analog

Missverhältnisse im Zugang zum europäischen Filmerbe

Der Filmwissenschaftler Fabian Tietke unterzieht in einem Beitrag für den "Freitag", Ausgabe 27/17, die Leitlinien der Europäischen Kommission sowie jüngere Publikationen und Erhebungen zum Filmerbe im digitalen Zeitalter einer kritischen Sichtung. Die Tatsache, dass das europäische Filmerbe "zu großen Teilen noch immer analog" sei, werde vielfach "so diskutiert, dass der Mangel an Digitalisaten ein Zugangshindernis darstellt." Gegen die verbreitete "Forderung nach mehr Digitalisierung" spricht sich Tietke dafür aus, "zumindest an einigen Orten wieder pflegeleichte und nicht-proprietäre analoge Vorführmöglichkeiten bereitzustellen." In "nicht wenigen Ländern Europas" werde "die Sicherung des Filmerbes durch den Ankauf beziehungsweise den Erhalt von Kopierwerken auch künftig im analogen Originalformat erfolgen." Gäbe es mehr solcher Abspielorte, wäre es möglich, den Druck auf Politik zu erhöhen, "um Film als Kunst zu behandeln und im Originalformat zu sichern".
Zum Artikel

21 juillet 2017

Unzutreffende Vorwürfe

Rainer Rother wendet sich gegen argumentative Unschärfen in der Diskussion über die Digitalisierungsinitiative.

Im Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 11. Juli 2017 befasst sich der Künstlerische Direktor der Deutschen Kinemathek in Berlin, Rainer Rother, mit kritischen Einwänden gegen die von der Bundesregierung angekündigte Digitalisierungsinitiative und geht dabei besonders auf die gleichfalls in der FAZ formulierten Positionen von Dirk Alt und Alexander Horwath ein. Dirk Alts Argumentation, "die eine längst überwunden geglaubte Konfrontation des dokumentarischen mit dem vorgeblich bloß eskapistischen (...) Spielfilm wiederaufleben lässt", und Alexander Horwaths Plädoyer für die Vorführung analoger Filmkopien in Kinos als exklusive Aufführungspraxis beinhalten "steile Thesen und harsche Vorwürfe – sie gehen aber fehl."

Dagegen will Rother die Debatte um das Filmerbe auf die Ebene der „Restaurierungsethik“ lenken. Dafür fordert er neben Verständnis auch die Bereitstellung zureichender Mittel.


Zum FAZ-Artikel

Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 12.7.2017 – 20 juillet 2017

Die analoge Frage

Harald Petzold, Sprecher der Linksfraktion, zur Rettung des Filmerbes

In der Tageszeitung "Neues Deutschland" vom 4. Juli 2017 erörtert der Historiker und Publizist Dirk Alt unter Bezug auf die filmpolitischen Forderungen der Linksfraktion im Deutschen Bundestag mit deren medienpolitischem Sprecher, Harald Petzold, die Bedeutung der analogen Filmtechniken unter den Bedingung der allseitigen Digitalisierung unserer Kulturgüter. Das Medium Film, so Petzold, sei "als Kulturtechnik zu bewahren". Zu bekämpfen sei ein um sich greifender, von ökonomischen Interessen getriebener "Digitalisierungswahn". Für die Digitalisierung und analoge Langzeitarchivierung des deutschen Filmerbes fordert Petzold, dem Antrag seiner Fraktion entsprechend, die Bereitstellung von 30 Millionen Euro jährlich als Drittelfinanzierung durch Bund, Länder und Filmwirtschaft.
Zum ND-Artikel

5 juillet 2017

Die Digitalisierung produziert nur Faksimiles

In einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 27. März 2017 unter dem Titel "Das Kino passt auf keine Festplatte" rechnet Alexander Horwath, Direktor des Österreichischen Filmmuseums in Wien, mit "Verkürzungen, Missverständnissen und Irrtümern" in der Debatte um die Bewahrung des Filmerbes ab. Die Digitalisierung eines Films leiste keineswegs seine Überlieferung noch sei sie "eine adäquate Form der Bewahrung". Der "historische Charakter" des Mediums bestehe im "Aufführungsereignis", nicht in seiner Dingform. Die digitale Aufführung eines Films ergebe allenfalls "ein Faksimile – auch dann, wenn das nunmehrige File in einem verdunkelten Raum projiziert wird." Entschieden widerspricht Horwath dem Konzept des Berliner Bundesarchiv-Filmarchivs, die Sicherung und Bewahrung unseres Filmerbes mit einer "digitalen Nationalkinemathek“ zu gewährleisten. Er verweist darauf, dass Länder wie Schweden und Österreich ihre Filmkopierwerke mit öffentlichen Mitteln weiter unterhalten und Frankreich sein analoges Filmerbe gesetzlich schützt. "Die Kinematographie und der analoge Film als Aufführungsereignis", so Horwath, müssen als "Bestandteil des kulturellen Erbes" behandelt werden - auch in Deutschland.
Zum FAZ-Artikel

28 mars 2017

Mangelhafte Zukunft

Berlinale Eine lieblose Retrospektive und neueste Restaurierungen: zum Stand der deutschen Filmerbe-Debatte

Matthias Dell macht in der Freitag bei der Diskussion um den Erhalt des Filmerbes zwei Schulen aus: "Auf der einen Seite die Medien-Spezifiker, die Materialisten, die analogen Film auf analogem Film archivieren wollen und digitale Formate als digitale Formate; auf der anderen die Plattform-Agnostiker, die Inhaltisten, denen es gleich ist, ob es sich bei dem Bewegtbild ursprünglich um einen Super-8-Film, ein Videoband oder Digitalformat handelt."

Dell weiß zu berichten, dass Monika Grütters, die Staatsministerin für Kultur, demnächst verkünden werde, "dass der Bund künftig drei Millionen Euro jährlich für die Digitalisierung bereitstellen will. Wenn, wie geplant, Filmförderungsanstalt (FFA) und Länder sich ebenfalls mit Beträgen in dieser Höhe engagieren, kommen gut zehn Millionen Euro pro Jahr zusammen. Das ist eine Steigerung des Etats, mit Blick auf die Realität aber immer noch wenig."


Zum Artikel

der Freitag, Nr. 6/2017, 13.02.2017 – 15 février 2017

Was bleibt vom Filmerbe?

In einem Überblicksartikel zum Thema Filmerbe im film-dienst 26/2016 kommt Olaf Brill zu dem Schluss: „So bedrohlich die finanzielle Situation ist, so einhellig ist die Ansicht, dass unser audiovisuelles Kulturgut gerettet werden muss.“ Er verweist darauf, dass Filme nur dann lebendig bleiben, wenn sie immer wieder projiziert und angesehen werden. Am Ende gehe es darum, „Geld zu beschaffen, um möglichst viel von unserem kulturellen Erbe für die Zukunft – und für die Gegenwart – zu retten.“


Für Abonnenten auch online

film-dienst, 26/2016, S. 28-31 – 2 février 2017

Zeitenwende ohne Auswirkungen?

Bundesarchivpräsident Hollmann im Interview mit Dirk Alt

18. Januar 2017 - In einem im Dezember 2016 von Dirk Alt geführten Interview erläutert der Präsident des Bundesarchivs, Michael Hollmann, ausführlich die Strategie für die Digitalisierung und Sicherung des im Bundesarchiv/Filmarchiv aufbewahrten Filmbestands. Er bestätigt die von zahlreichen Filmemachern und Experten gehegte Befürchtung, die analoge Filmtechnik werde in Deutschland mit ihren letzten Einrichtungen und Werkstätten liqudiert. "Wir werden die beiden Kopierwerke (des Bundesfilmarchivs. Anm. d. Red.) stilllegen und auf die digitale Sicherung des filmischen Archivguts umstellen." Zugleich versichert Hollmann, er sei "gerne bereit, bei Vorschlägen zum Weiterbetrieb der analogen Kopierwerke durch Dritte vermittelnd zu unterstützen." Er betont, "dass der Umstieg auf die digitale Sicherung des filmischen Archivguts keine Auswirkung auf den Grundsatz haben wird, dass Archivgut so lange als möglich – neben den Sicherungskopien – im Original gesichert werden muss." Hollmann fügt jedoch hinzu: "Eine neben der digitalen Sicherung zusätzliche Sicherung in Form analoger Kopien kann das Bundesarchiv mit der momentanen Ressourcenausstattung nicht leisten."
Zum ganzen Interview auf kinematheken.info

18 janvier 2017

Es gibt nichts wegzuwerfen!

Klaus Kreimeier antwortet Dirk Alt

11. Januar 2017 - In einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 9. Januar 2017 widerspricht Klaus Kreimeier, Mitherausgeber dieser Website, der Forderung des Historikers Dirk Alt, in der Frage der Digitalisierung und Sicherung unseres Filmerbes eine "Umgewichtung" vorzunehmen und gegenüber der "industriellen Massenware" im Spielfilmsektor das "zeitgeschichtlich-dokumentarische" Filmerbe zu priorisieren, im fiktionalen Bereich dagegen allenfalls "künstlerisch hochstehende" Werke zu berücksichtigen. "Kunstrichterliche Urteile sind fehl am Platz, wenn es Erbschaften zu definieren gilt", schreibt Kreimeier. Dirk Alts "tiefsitzendes Misstrauen gegenüber Film als Unterhaltung (...) hat schon im Kaiserreich das Verhältnis des deutschen Bildungsbürgertums zu den Medien der Moderne deformiert - und bis in die fünfziger Jahre dem Film seine Anerkennung durch das Feuilleton der Intelligenzblätter erschwert." Es gebe nichts wegzuwerfen: "Eine Selektion darf nicht stattfinden, von unserer frühen Filmgeschichte ist ohnehin nur ein kleiner Bruchteil erhalten."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. Januar 2017, Nr. 7, S. 12
Zum Beitrag "Es gibts nichts wegzuwerfen" in der Online-Ausgabe der FAZ

11 janvier 2017

Es geht um "das sichtbare Gedächtnis der Nation"

Kritik an der Geringschätzung des dokumentarischen Materials in der Filmerbe-Debatte

8. Dezember 2016 - In einem Beitrag für die Printausgabe der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 8.12.2016 kritisiert der Historiker und Dokumentarfilmer Dirk Alt die nahezu vollständige Ausblendung des dokumentarisch-zeitgeschichtlichen Filmmaterials in der laufenden Debatte über die Erhaltung des nationalen Filmerbes. Die Konzentration auf den Spielfilm rücke, neben einigen als "Leuchtürme" gefeierten Kunstwerken unserer Filmgeschichte, überwiegend "industrielle Massenware" und "schablonierte Kommerzprodukte" in den Blick, vernachlässige jedoch mit dem reichhaltigen dokumentarischen Material - Wochenschauen, Reportagen, Kultur-, Industrie- und Reisefilmen - "das sichtbare Gedächtnis der Nation". In den Archiven seien diese Filme nur unvollständig erschlossen und für die Zukunft keineswegs gesichert, teilweise sogar "aus Brandschutzgründen der Vernichtung überantwortet". Mit mehreren Beispielen belegt Alt, dass die Digitalisierung und archivische Sicherung bisher übersehener oder geringgeschätzter zeitgeschichlicher Dokumentarfilme (auch aus privaten Nachlässen) in den Aufgabenbereich des Bundes gehört. Er fordert eine "Umgewichtung der vorhandenen Mittel auf die Erhaltung des zeitgeschichtlich-dokumentarischen Filmerbes" und ein "grundlegend anderes Verständnis des Mediums", das sich vom "Erzählort Kino" loslösen und als "Medium des Dokumentarischen" begreifen solle.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. Dezember 2016, Nr. 287, S. 13

8 décembre 2016

Frauenfilme bei der Digitalisierung nicht vergessen!

Aufruf des Festivals „Aufbruch der Autorinnen“

1. November 2016. – Ende Oktober fand im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums in Berlin der zweite Teil des Festivals „Aufbruch der Autorinnen“ über Filme von Regisseurinnen der 1960er Jahre statt. Nicht nur, dass sie größte Schwierigkeiten hatte, ihre Filme finanziert zu bekommen, diese fanden auch häufig keinen Eingang in den Filmkanon, wie Verena Lueken in der FAZ berichtet: „Nicht kanonisiert – das bedeutet: selten gezeigt, in filmhistorischen Seminaren nicht unterrichtet, entsprechend wenig bekannt, bald vergessen, nicht gesichert, kaum digitalisiert. [...] Sollen sie Teil lebendiger Filmgeschichte bleiben (oder, wie die in Berlin gezeigten: erst noch werden), müssen sie verfügbar sein, was ihre Digitalisierung voraussetzt [...].“

Heute müsse dafür gesorgt werden, dass sich die Benachteiligung der Filmemacherinnen nicht beim materiellen Erhalt und der Digitalisierung ihrer Arbeiten fortsetzt: „Es geht darum, dafür zu sorgen, dass diese Werke auf den Listen des Filmerbes, das zu erhalten sei, auftauchen, damit sich die Benachteiligung der Filmemacherinnen, die bei der Produktion, Förderung und Auswertung herrschte und weiterhin herrscht, nicht beim materiellen Erhalt und bei der Digitalisierung, also der Verfügbarhaltung dieser Filme für ein Publikum wiederholt.“


Zum FAZ-Beitrag „Filmerbe: Das sind auch die Werke von Frauen“

In der Printausgabe der FAZ, Nr. 255, 1.11.2016, S.11 heißt der Beitrag „Kanon? Ohne Sie!“

1 novembre 2016

Nur einer stellt sich quer: der Präsident

Über eine Expertenanhörung im Bundestag

31. Oktober 2016 - In seinem Bericht über die Expertenanhörung vor dem Bundestagsausschuss Kultur und Medien zur Bewahrung des Filmerbes am 19.10.2016 macht der Kritiker Frédéric Jaeger auf einen eklatanten Widerspruch aufmerksam: Während sich nicht nur international, sondern auch in Deutschland unter Experten die Erkenntnis durchgesetzt habe, es sei klüger, analoge Filme auf analogem Material aufzubewahren, wolle nur einer, Michael Hollmann, "das nicht so recht wahrhaben" und verweigere sich dem Trend. "Wäre er bloß nicht Präsident des Bundesarchivs." Trotz seiner Verantwortung für ca. 150.000 überwiegend historische bzw. analog hergestellte Filme halte es Hollmann "für eine romantische Realitätsverweigerung, an eben diesem analogen Film, also an seinem eigenen Materialschatz, festzuhalten." Digitalisierung sei für den Zugang zum Erbe unumgänglich, aber auch für die Erhaltung des analogen Ausgangsmaterials heiße es: "Geld muss her, und zwar nicht wenig." Vor allem gelte es, "Filme in hoher und höchster Auflösung, mit genauer Farbabstimmung und Feinjustierung" analog zu archivieren, damit etwas "vom Charme einstiger Kopien" auch in der Digitalisierung erhalten beibt.
Zum Artikel auf critic.de

31 octobre 2016

"Das Projekt Filmerbe ist ein Job-Motor"

RP Kahl über Renaissancekunst, die Medici und das Filmerbe

20. Oktober 2016 - "Die Medici und das Filmerbe" - so hat der Schaupieler, Regisseur und Produzent R(olf) P(eter) Kahl, Mitglied im Vorstand der Deutschen Filmakademie, einen Beitrag in seinem Blog betitelt, in dem er an eine große europäische Kulturleistung erinnert: "Hätten die Medici vor etwa 500 Jahren nicht die umfangreichste Gemälde- und Skulpturen-Sammlung der Renaissance erstellt und bewahrt, dann würden wir schlimmstenfalls noch in der Bilderwelt des Mittelalters leben." Um unser filmisches Erbe für die Zukunft zu bewahren, seien heute ähnliche Anstrengungen notwendig, sei das Mäzenatentum unserer Demokratie - die Kooperation von Bund und Ländern - gefordert. Kahl legt eine plausible Rechnung vor: Betrachte man nicht nur die Digitalisierungskosten, sondern berücksichtige auch den Erhalt der analogen 'Originale', "müssten wir das von der PWC errechnete Budget (474 Mio Euro) auf wohl etwa 600 Mio Euro aufstocken." Das Projekt werde "einen weiteren Schub in viele andere Bereiche auslösen" - Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen seien aufgerufen, "um das Erbe zu erklären und zu ordnen, in den Schulen kann es ein mögliches Unterrichtsfach 'Film/ Medien' nachhaltig unterstützen (...)." Kurzum: "Das Projekt 'Filmerbe' ist letztlich also auch ein Bildungs-, Wissenschafts- und Job-Motor!"
Zum Blogbeitrag

20 octobre 2016

"Eine kulturpolitische Schande"

Andreas Kilb zum Zustand des deutschen Filmerbes

29. August 2016 - In einer Nachbetrachtung zum ersten Filmerbe-Festival "ReStored" unter dem Titel "Barbarei im Verzug" ("Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 27. August 2016) bezeichnet der Kritiker Andreas Kilb die Lage des deutschen Filmerbes als "eine kulturpolitische Schande". Im Vergleich mit Ländern wie Frankreich oder Schweden seien die Anstrengungen zur Bewahrung der historischen Filmbestände hierzulande minimal. Notwendig wäre ein Vielfaches der bisher aufgewendeten Summen. Als Beispiel nennt Kilb die Verweigerungshaltung einzelner Bundesländer, deren "Provinzialbeamte" offenbar nicht einsehen würden, dass unsere Filme "ein schützenswertes Kulturgut darstellen." Auch die "eindrucksvolle Liste von Werken aus hundert Jahren Kinogeschichte", die der Kinematheksverbund digitalisiert und so "vor dem Verschwinden bewahrt" habe, enthalte nur einzelne Titel, nicht das "Lebenswerk von Regisseuren" wie Käutner oder Staudte. Auch diese Filme seien, da sich der digitale Standard innerhalb kurzer Zeiträume verändere, "nicht vor dem technischen Verlöschen geschützt." Allein "die Archivierung von Zelluloidkopien wenigstens der wichtigsten fünftausend Filme könnte das Erbe des Kinos auf Dauer bewahren."

29 septembre 2016

"Beides ist nötig, die digitale wie die analoge Speicherung"

Christiane Peitz über die Notwendigkeit einer Doppelstrategie zur Rettung des Filmerbes

20. August 2016 - In einem Artikel für den Berliner "Tagesspiegel" unter dem Titel "Auferstanden aus Archiven" erinnert die Autorin an eine auf der Website Savefilm.org veröffentlichte Petition internationaler Filmarchive sowie renommierter Regisseure und Schauspieler, die u.a. die UNESCO aufgefordert haben, das analoge Filmerbe als Weltkulturerbe zu schützen. Mittlerweile habe sich herumgesprochen, so Peitz, dass nichtbrennbares Polyester "immer noch die beste Langzeitsicherung für Bewegtbilder" sei. Aber es müsse "weiter getrommelt" und der "Druck auf die Politik" erhöht werden. Eine "Doppelstrategie von analoger und digitaler Sicherung" sei unumgänglich. "Länder, Bund, Branche: Alle sind verantwortlich."
Zum Artikel

20 août 2016

"Wie kann das so blitzschnell verloren gehen?"

Gerhard Midding über die Tagung „Vergangenheit braucht Zukunft“

17. August 2016 - In einem munteren, auch ironisch gehaltenen und gleichzeitig ausführlichen Tagungsbericht auf der Website von epd film kommt Gerhard Midding zu einem äußerst ernüchternden Fazit. Auf der Veranstaltung des Deutschen Kulturrats am 8. Juli 2016 sei deutlich geworden, dass trotz vieler Lippenbekentnisse für die Aufbewahrung und Pflege des analogen Filmerbes besonders die Repräsentanten einschlägiger Institutionen dahin tendieren. die Erhaltung der Originale als "leidiges Überbleibsel eines obsolet werdenden Ethos" zu sehen. Nicht nur Michael Hollmann, der Präsident des Bundesarchivs, auch der Leiter des Filmmuseums Berlin, Rainer Rother, habe resigniert: Man müsse "nachvollziehen, was die Branche macht, und in Deutschland gebe es nun einmal keine analoge Filmproduktion mehr." Midding fasst seine Eindrücke zusammen: "Damit geht ein Verlust an Knowhow in den Kopierwerken einher, dessen Tempo mich bestürzt hat: Die Digitalisierung bricht sich erst seit knapp einem Jahrzehnt Bahn. Wie kann das so blitzschnell verloren gehen?"
Zum Artikel

epd-film.de vom 20.07.2016 – 17 août 2016

Das Ticket zur Digitalisierung

„Der Freitag“ über die Tagung „Vergangenheit braucht Zukunft“

17. Juli 2016 – Fabian Tietke berichtet in Der Freitag über die Tagung „Vergangenheit braucht Zukunft“ des Deutschen Kulturrats vom 8. Juli 2016. Er konstatiert eine überraschende Harmonie in der Diskussion, „weil die Forderung nach analogen Filmkopien mit Verweis auf pragmatische Erwägungen unter den Tisch fiel. Digitalisierung des Filmerbes bedeutet in der deutschen Debatte das Ende der analogen Filmkopie.“

Irritierend findet Tietke „die deutliche Abgrenzung des Leiters des Bundesarchivs, Michael Hollmann, von der Bedeutung filmwissenschaftlicher Arbeit innerhalb des Archivs.“ Darüberhinaus fehle weiterhin eine „gemeinsame Strategie publikumswirksamer Vermittlung der digitalisierten Bestände deutscher Filmarchive.“ Allerdings seien auch die technischen Parameter der Digitalisierung noch nicht geklärt. Dem stehe der Abbau analoger Kopiertechnik gegenüber. So beginne „ein nach Abschluss unumkehrbarer Prozess des Abschieds von der analogen Kinotechnik [...], ohne dass recht klar ist, wohin die Reise geht. Und ob das Ticket bezahlt ist.“


https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/nebeneinanderher

Der Freitag, Nr. 28, 14. Juli 2016, S. 19 – 17 juillet 2016

Eklatante Unterfinanzierung der Filmarchive

Rechtssicherheit beim Zugang zum Filmerbe gefordert

8. Juli 2016. – Im Gespräch mit Henning Hübert vom Deutschlandfunk sagte der Filmemacher Thorolf Lipp vom Deutschen Kulturrat, es sei nicht nur die Aufgabe der Archive, die analogen Bestände aufzubewahren, sondern sie müssten diese auch wieder verfügbar machen: „Und da muss man einfach sehr, sehr viel Geld in die Hand nehmen, um diese Bestände zu digitalisieren und dadurch überhaupt wieder ins kulturelle Gedächtnis einspeisen zu können.“ Dem stünden häufig aber urheberrechtliche Fragen entgegen. Einen Ausweg sieht er in einer Strategie des „vergüten statt verbieten“. Lipp forderte, hier „neue Wege“ einzuschlagen und Rechtssicherheit beim Zugriff auf das Filmerbe zu gewährleisten.


http://www.deutschlandfunk.de/film-archive-wir-haben-das-problem-der-eklatanten.691.de.html?dram:article_id=359597

10 juillet 2016

Feuer frei aufs Filmerbe?

Sonja M. Schulz sprach mit Dirk Alt von der Initiative "Filmdokumente retten" und Michael Hollmann, Präsident des Bundesarchivs

Für die Juni-Ausgabe der Zeitschrift Professional Production sprach Sonja M. Schulz mit Dirk Alt von der Initiative "Filmdokumente retten" und Michael Hollmann, Präsident des Bundesarchivs. In dem Interview kündigte Hollmann überraschend eine Neuorientierung des Bundesarchiv-Filmarchivs in Bezug auf die bisherige Kassationspraxis insbesondere von Nitromaterial an.

Er sei zuversichtlich, dass eine "in Kürze zu erwartende juristische Bewertung der einschlägigen Normen und Vorschriften dem Bundesarchiv einen größeren Ermessensspielraum eröffnen wird." Sein Ausblick: „Künftig werden wir wahrscheinlich archivwürdige Filme grundsätzlich im Original erhalten können, solange sie nicht in Zersetzung begriffen sind.“ Die Sicherheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Bundesarchivs habe aber weiterhin "uneingeschränkt Vorrang".

Alt zufolge könne der Schaden, der bereits durch die Kassationspraxis des Bundesarchivs insbesondere im Bereich des dokumentarischen Films entstanden sei, „überhaupt nicht ermessen werden.“ Er plädiert „ganz dogmatisch“ dafür, alle Filmbestände aus der Zeit vor 1945 aufzubewahren. Für die Zeit nach Kriegsende müsse man „qualifizierte Bewertungskriterien“ anwenden, die sowohl das Filmmaterial als auch die Zeitgeschichte und die Filmkunst gleichermaßen berücksichtigen. Die Digitalisierung sei aber kein Instrument zur Sicherung des Filmerbes.


Die Interviews sind leider nicht vollständig online.

Eine Bewertung der Aussagen von Michael Hollmann in der Rubrik "Aktuell".

Professional Production, 30. Jg., Nr. 284, Juni 2016, S. 26-30 – 28 juin 2016

Für eine Filmgeschichte ohne Klüngel-Beigeschmack

Christoph Draxtra vom Außerordentlichen Filmkongress des Hofbauer-Kommandos über eine einseitige Auslegung des Filmerbes

7. Mai 2016. – Christoph Draxtra ist einer der Organisatoren des auf Filme jenseits des Mainstreams spezialisierten Außerordentlichen Filmkongress des Hofbauer-Kommandos. Katrin Doerksen charakterisiert ihn auf kino-zeit.de als einen „Advokat des Abseitigen, des Kuriosen und Verlorenen, der sich wie die meisten in Europa verbliebenen Off-Kinomacher mit fehlenden Mitteln und hapernder Vernetzung herumschlagen muss. Und mit so wenig öffentlicher Wertschätzung, dass sie in kaum einem Verhältnis zur geleisteten Arbeit steht.“

In dem ausführlichen Interview plädiert Draxta dafür, „angesichts des enormen Umfangs der Filmgeschichte nicht schon von Vornherein systematisch [zu] entscheiden: das muss erhalten bleiben und das ist peripher. Sondern sagen: wo es gerade brennt, wird gehandelt. Dann mag das meinetwegen gerade eine fünfzehnminütige deutsche Slapstickkomödie von 1916 sein oder ein Sexfilm aus den Siebzigern."

Sobald ein Film nicht mehr sichtbar sei, ist er eigentlich tot und finde auch keinen Eingang mehr in die Filmgeschichte. „Deswegen muss man dafür sorgen, dass der Film schnellstmöglich wieder vorgeführt werden kann. Man müsste aber gleichzeitig auch DCPs herstellen, weil viele Kinos 35mm nicht mehr spielen können. Und man sollte ihn für das Heimkino auswerten. [...] Es macht mich maßlos wütend, wie viel Energie darauf verwandt wird, die immer gleichen Filme immer wieder zu restaurieren und zu zeigen. Dabei hat die Filmgeschichte unglaublich viel anzubieten; man versündigt sich eigentlich an ihr, wenn man ihre Vielfalt so ignoriert. Die Retrospektiven der Berlinale haben in den letzten fünfzehn, zwanzig Jahren so einen verengten und eingedampften Teil selbst nur des Kanons gezeigt, dass da unendlich viel Luft nach oben ist, auch ohne dass die in unseren Gewässern fischen. [...] Filme werden im wissenschaftlichen Kontext als kulturhistorische Dokumente begriffen. Dass man dabei gerade das populäre Kino, das Genre- und Exploitationkino tendenziell außen vor lässt, finde ich verantwortungslos.“

Es würden zu schnell tendenziöse Entscheidungen darüber getroffen, welche Titel erhalten werden soll und welche nicht nicht. „Viele Länder haben zum Beispiel die Archivpflicht für landeseigene Produktionen – Deutschland hat die nur bei Filmen, die staatliche Filmförderung erhalten haben. Was vielleicht nicht immer die erhaltenswertesten Filme sind. Die spannende deutsche Filmgeschichte spielt sich weitab der staatlichen Filmförderung ab.“

Schließlich fordert Draxta „einen Zusammenschluss von mehreren Leuten aus verschiedenen Interessengruppen – Filmindustrie, Filmkritik, Filmwissenschaft, Archivwesen –, die darüber entscheiden, welche Filme erhalten oder gefördert werden. Man muss damit anfangen, das Filmerbe genauso ernst zu nehmen wie die Denkmalpflege, Theater und Oper, all diese Dinge, bei denen es in Deutschland keine Diskussion gibt. Ich glaube nicht daran, dass man ohne solche staatliche Unterstützung autark ein neues Archivnetzwerk aufbauen könnte, das sich selbst trägt.“


Zum vollständigen Interview

7 mai 2016

"Eminent interessegeleitet"

Gerhard Midding fragt, was aus den Zelluloid-Filmen wird

5. April 2016. – In einem Artikel für epd/film kommentiert Gerhard Midding erneut die "so entschiedene wie niederschmetternde" Ankündigung der Bundesregierung, im Zuge der Digitalisierung des Filmerbes die Kopierwerke des Bundesarchivs zu schließen. Mit dieser Entscheidung folge das Bundesarchiv den Entwicklungen in der Wirtschaft: "Ein ganzer Dienstleistungsbereich verschwindet: Die Produktion von Rohfilm läuft aus; die Herstellung von Projektoren und Bearbeitungsgeräten lohnt ebenfalls nicht mehr. Damit geht auch ein Verlust von analogen Fähigkeiten, von handwerklichem Sachverstand einher (...)." In der Zusage der Firma Kodak, die US-amerikanische Filmindustrie weiterhin mit analogem Filmmaterial zu beliefern, sieht Midding ein Signal: "Was der Industrie also immer noch möglich ist, sollten staatliche Institutionen nicht ohne Not ausschließen. Tatsächlich leisten andere europäische Länder der digitalen Revolution weit entschiedeneren Widerstand, um das Kulturgut Zelluloid zu retten." Das von PricewaterhouseCoopers erstellte Gutachten erweise sich als eminent "interessegeleitet". Zweifellos sei die "digitale Revolution" unaufhaltsam, sie entspreche einem "ökonomischen und politischen Imperativ". Derzeit erscheine jedoch "die Konservierung auf digitalen Speichermedien noch als ein Wechsel auf eine ungewisse Zukunft."
Zum vollständigen Text des Artikels

epd/film, 5.4.2016 – 8 avril 2016

Bedingt zukunftsfest

Gerhard Midding

3.3.2016. – In epd film kommentiert Gerhard Midding die Auskunft der Bundesregierung vom 24. Februar auf eine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, dass die Filmkopierwerke des Bundesarchivs in Koblenz und Berlin mittelfristig geschlossen werden. „Was wird also vom Filmerbe noch bleiben, zumal die digitale Restaurierung zwar praktische Vorteile bietet, aber auch immense Kosten verursacht? Die aktuelle Politik wird zwangsläufig zu einer reduzierten Sichtbarkeit der Filmgeschichte führen.“

Midding verweist „auf die abgrundtiefe Skepsis der Experten gegenüber der digitalen Konservierung [...]. Die wissen, dass die Digitalisierung keine Zauberformel ist, mit der sich auf einmal alles retten lässt. Schwer zu sagen, ob die Ignoranz der politischen Klasse nur naiver Fortschrittsgläubigkeit oder guter Lobbyarbeit der Industrie geschuldet ist. Es ist gespenstisch. Nicht einmal das Argument der horrenden Kosten, die bei der Datenmigration von einem unsicheren Trägermedium zum nächsten entstehen werden, scheint zu verfangen. Vielleicht liegt es doch an der Lobbyarbeit.“


http://www.epd-film.de/blogs/autorenblogs/2016/bedingt-zukunftsfest

epd film (25.2.2016) – 3 mars 2016

Nun liegt es am Nachwuchs...

Laura Katharina Mücke und Manuel Föhl zur Tagung "Die Rettung des Filmerbes und die Fachwissenschaften"

Dezember 2015. - In ihrem Bericht über die Tagung "Die Rettung des Filmerbes und die Fachwissenschaften" am 11. Oktober 2015 in Frankfurt am Main heißt es in 35 Millimeter – Das Retro-Film-Magazin: "DASS das deutsche Filmerbe gesichert werden muss, steht für die Besucher der Tagung nun definitiv außer Frage. Ebenso, dass durchaus ambitionierte Initiativen für mögliche Berufsfelder sorgen könnten. Folglich liegt es nun am Nachwuchs, die angebotenen Studienplätze zu besetzen, um den Initiativen der ersten 'Retter' neuen Rückenwind zu verleihen." (Nr. 12/2015, S. 42-43)

20 décembre 2015

"Now is the time to sound the alarm"

Oktober 2015 – Dramatischer Weckruf von Nicola Mazzanti: „It’s time we wake up”

In der Oktober-Ausgabe von ARTFORUM schlägt Nicola Mazzanti, Direktor der Cinémathèque Royale de Belgique und Präsident der Association des Cinémathèques Européennes, Alarm:

"Imagine if every single film produced before the turn of the millennium were in need of digitization or restoration (or both). Sadly, that is very close to the truth. Now is the time to sound the alarm. Lack of awareness leads to lack of funding, which in turn prevents institutions from successfully adapting and implementing a new set of priorities. The private sector, too, must be awakened to the steep costs of doing nothing, out of understandable but shortsighted concern for immediate rather than long-term returns.

The challenge that lies before us is threefold: We must simultaneously expand our (increasingly valuable) analog collections and do a better job of preserving their contents; we must digitize every analog film from the past; and we must provide for the long-term digital preservation of all works currently being produced. These are the challenges we face with the advent of digital cinema. It’s time we wake up to this reality and act – the faster the better.

The task is indeed herculean. But the alternative to bold action is a world in which we might not wish to live – a world in which we cannot show or watch any of the films we once loved, any of the moving-image works that we made, and that made us. Take your pick. A title. Any title. It’s gone. Unless …"


Hier geht es zum vollständigen Text

3 octobre 2015

Analoge Filmkopierung als Kulturtechnik

20.9.2015. - Jean-Pierre Gutzeit antwortet Dirk Alt

In einer Antwort auf die Beiträge von Dirk Alt in Der Freitag vom 3. August und 16. September 2015 diskutiert Jean-Pierre Gutzeit, Vorsitzender des Vereins „Kinomusem Berlin e.V., ausführlich kopiertechnische Fragen und die entsprechenden materialästhetischen Folgerungen: „Sie irren m.E. in Ihrem Artikel, insofern Sie der optischen Kopierung oder der Nasskopierung, die jahrzehntelang hervorragende Ergebnisse lieferten, Nachteile nachsagen, da ihrer Information nach nur im Scan-Vorgang die vollwertigen Werte des Negativs erfasst würden. Dem ist so nicht, da auch im Scanner die optische Zwischenelemente zu Verlusten führen.“

Bei der analogen Filmkopierung handele „es sich nicht allein um Technologie, sondern um eine Kulturtechnik. Wir werden die Imaginationen und Emotionen, die vergangene Generationen in Filmtheatern oder bei Premieren erlebten, immer schwerer nachvollziehen können, wenn wir Funktionsweisen der Kamera-Technik und der daraus folgenden Stile, aber auch die differenzierten Performationskulturen der an Film gekoppelten Filmtheaterbetriebe nicht verstehen lernen. Eingedampft auf Online-Portale und seiner Materialität enthoben, können keine Verständnisdifferentiale erwachsen.“


Hier geht es zum vollständigen Text

22 septembre 2015

Originale bestmöglich schützen, analoge Kopiertechnik erhalten

16.9.2015. Im Freitag fordert der Historiker Dirk Alt neben der Digitalisierungsoffensive ein umfassendes Konzept zur dauerhaften analogen Sicherung des Filmmaterials

Unter dem Aspekt des Zugangs könne die Digitalisierung "gar nicht stark genug gewichtet werden", schreibt Alt. Für eine von den Unwägbarkeiten der neuen Technik und vom drohenden Datenverlust unabhängige Sicherung des filmischen Erbes sei jedoch die Speicherung auf dem seit Jahren gebräuchlichen Polyestermaterial unabdingbar. "Im Gegensatz zu früheren Filmfabrikaten auf Nitrozellulose und (Tri-)Azetat ist Polyesterfilm ein archivfestes Speichermedium mit einer Lebenserwartung von geschätzten 500 Jahren."

Die Vorstellung, nach erfolgter Digitalisierung könne man das analoge Material problemlos "entsorgen", dürfte "an Kulturferne und Einfalt schwer zu übertreffen sein". Unter diesem Gesichtspunkt kritisiert Alt das PWC-Gutachten, das "nur eine sehr selektive analoge Archivierung" vorsieht, und greift auch die Kassationspraxis des Bundesarchivs an.


Zum vollständigen Artikel

der Freitag, 16.9.2015 – 16 septembre 2015

Ausgrabungsstätten für die Zukunft

7.9.2015. Die Frankfurter Rundschau plädiert für Filmarchive, die auch jene Filme erhalten, die vielleicht nie jemand sieht

Filmarchive sollten Orte sein, so Daniel Kothenschulte, der Filmkritiker der Frankfurter Rundschau, „an denen künftige Generationen noch etwas zu entdecken haben. Leider sind Nitrozellulose und Acetat so viel vergänglicher als Ton, Steine und Scherben. Helmut Herbst hat vorgeschlagen, unabhängig von der fraglos gebotenen wissenschaftlichen Restaurierung bedeutender Einzelwerke flächendeckend den Bestand des Filmerbes zu digitalisieren. Zugleich sollen die Filmmaterialien unter bestmöglichen Bedingungen bewahrt werden. Das ist eine gute Idee, auch wenn jetzt viele sagen, dass das nicht geht.“

Kothenschulte macht nun darauf aufmerksam, dass eine digitale Projektion „nie die gleiche ästhetische Anmutung haben wird wie durchleuchtetes Zelluloid“. Ein technisches Medium wie der Film lasse sich „nur in der originalen Technik erleben“.

Zudem änderten sich derzeit immer wieder die Standards für digitale Restaurierungen; das „notwendige Wissen über ideale Digitalisierungen“ sei noch längst nicht vorhanden. Daher sei der Erhalt des originalen Filmmaterials besonders wichtig. Schließlich lobt Kothenschulte die Arbeit der Filmarchivare, die zu 99 Prozent für die Öffentlichkeit unsichtbar bleibe. „Ihnen ist dafür zu danken, dass sie an 99 Prozent ihrer Arbeitstage unser Kulturgut für die Zukunft bewahren.“


Hier geht es zum vollständigen Artikel

Frankfurter Rundschau, 7.9.2015 – 9 septembre 2015

Die Aufbewahrung des Schweizer Films ist unsere Hauptaufgabe

Marc Wehrlin, Stiftungsratspräsident der Cinémathèque Suisse, in der "Neuen Zürcher Zeitung" zum Finanzierungsstopp durch den Bund

Die Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts sei nicht zu erzählen, so Wehrlin im NZZ-Interview mit Susanne Ostwald, "ohne Filmdokumente, die weniger künstlerisch aussehen, dokumentarisch sind, seien das Filmporträts, seien das Lehrfilme. Eigentlich denke ich, würde das alles auch zu unserem Aufgabenbereich gehören, und wir haben ja auch entsprechende Archive." Was an baulicher Infrastruktur benötigt werde, "liegt glasklar auf dem Tisch, und warum wir dann geopfert wurden, das wissen die Götter", so Wehrlin. Konzepte für die digitale Archivierung lägen seit 2012 vor.
Allerdings habe sich die Sicherung physischen Materials keineswegs überlebt. "Zum Beispiel Frankreich schreibt dies ja vor, also verlangt nicht nur eine digitale Kopie, sondern auch eine analoge. Ich denke, zum heutigen Zeitpunkt gibt es keine Sicherheit, dass Sie nicht, wenn Sie digital archivieren, regelmässig migrieren müssen. Und das ist mit Risiken verbunden und mit hohen Kosten. Und deswegen haben wir diese Sicherheitsmassnahme vorgeschlagen – und das war ein Vorschlag zusammen mit der SRG und dem Bund. Aber trotzdem archivieren wir digital. Wenn man diese Sicherheitsmassnahme nicht will, weil man sagt, sie ist nicht finanzierbar: bitte. Wir drücken es nicht durch, aber wir haben darauf aufmerksam gemacht."
Zum Interview

Neue Zürcher Zeitung, 26.8.2015 – 2 septembre 2015

Filmerbe in Gefahr: Nach der Digitalisierung sollen alte Filme vernichtet werden

Telefoninterview mit Helmut Herbst zum pwc-Gutachten "Kostenabschätzung zur digitalen Sicherung des Filmischen Erbes"

Herbst befürchtet, unter Verweis auf die "Kassationspraxis" im Bundesarchiv/Filmarchiv, dass im Zuge der Digitalisierung ein großer Teil des analogen Ausgangsmaterials vernichtet werden könnte. Auf Nitrat bzw. Acetat befinde sich das "Original" unseres filmischen Erbes und müsse, neben der Digitalisierung, als solches erhalten bleiben.
Hier geht es zur Audio-Datei des Interviews und den übrigen Beiträgen dieser Sendereihe

Deutschlandradio Kultur, Sendung: Fazit, 17.8.2015, 6:55 Min. – 18 août 2015

Wenig Vertrauen in die digitale Technik

Probleme der Prioritätensetzung bei der Cinémathèque Suisse

In der "Neuen Zürcher Zeitung" vom 5. August 2015 befasst sich Susanne Ostwald kritisch mit der Behandlung der Strategiefragen, vor denen das Schweizer Filmarchiv steht. In diesem Jahr hätte das neue Archiv der Cinémathèque Suisse eröffnen sollen, aber der Bund hat die Digitalisierung der Bestände gestoppt. Ursprünglich sei es die Ambition des Archivs, "alle alten Filme zu digitalisieren, damit sie weiterhin in den Kinos gezeigt werden können". Doch Frédéric Maire, Direktor der Cinémathèque Suisse, "hat wenig Vertrauen in die digitale Technik, und diese Mentalität prägt die Arbeit dieses Filmarchivs. Digitale Systeme müssten alle fünf bis zehn Jahre erneuert werden, sagt Maire. Viel günstiger sei es, Kopien auf Filmrollen zu ziehen, die hundert Jahre halten." Viel zu spät hätten die Verantwortlichen die Zeichen der Zeit erkannt. Das Problem seien "die falschen Prioritäten, die Maire aufgrund seiner Skepsis gegenüber der Computertechnik setzt. Daraus ergibt sich eine gewisse Inkompetenz, die dazu geführt hat, dass Gelder für ein neues Forschungs- und Archivierungszentrum zum Teil im Nirgendwo verschwanden."
Zum Artikel in der NZZ

6 août 2015

Sprengstoffrechtliche Vorschriften

Kassationspraxis des Bundesarchiv-Filmarchivs in der Kritik

In Der Freitag Nr. 31 vom 30. Juli 2015 prangert der Historiker und Dokumentarfilmer Dirk Alt die Kassationspraxis des Bundesarchiv-Filmarchivs an. Von 140.000 Rollen Nitrofilm, die seit der Wiedervereinigung im Filmarchiv lagerten, würden heute nur noch knapp 70.000 existieren. Wochenschauen und Dokumentarfilme würden besonders häufig kassiert. Auch Sicherheitsfilme würden kassiert, „vor allem als überflüssig erachtete Doubletten.“

Gegenüber Kritikern berufe sich das Bundesarchiv auf sprengstoffrechtliche Vorschriften, die die Entsorgung des Nitrofilms verlangten, insbesondere die Dienstanweisung 6.4. Hinter der gegenwärtigen Kassationspraxis sieht Alt auch den „Finanzdruck, der durch das Amt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) an das materiell und personell längst ausgedünnte Bundesarchiv weitergegeben wird.“

Alt kritisiert die fehlende fachliche Qualifikation der Archivmitarbeiter: „Hinzu kommt, dass nicht jedes überlieferte Filmmaterial tatsächlich umkopiert wird – das liegt letztlich im Ermessen von Entscheidungsträgern, die fachlich nicht qualifiziert sind, gleichermaßen die zeithistorische, technikgeschichtliche und filmkünstlerische Bedeutung eines Materials zu beurteilen. Vor diesem Hintergrund sind die Mitarbeiter des Bundesarchivs, die ihrerseits nicht alle von der Richtigkeit der Filmvernichtung überzeugt sind, kaum zu beneiden.“

Alt betont, dass nur die Ausgangsmaterialien Dokumentenwert haben, also „die filmischen Artefakte des analogen Zeitalters: Ihr erinnerungspolitischer Wert kann kaum hoch genug veranschlagt werden.“

Alt fordert daher die Politik auf, „der Vernichtung dieser Dokumente Einhalt zu gebieten.“


Hier geht es zum vollständigen Text

Die von Dirk Alt angeführte "Anweisung für die archivarische Tätigkeit (6.4)" des Bundesarchivs vom 8.2.2000 regelt die „Technische Umsetzung von Bewertungsentscheidungen bei Filmarchivalien auf Nitrozelluloseträger“ und kann in der Version vom 8.11.2016 hier als pdf heruntergeladen werden.

30 juillet 2015

"100 Millionen sind schön, 500 Millionen wären besser"

Filmredakteur Hanns-Georg Rodek in der "Welt" zum Gutachten von PricewaterhouseCoopers

Das Gutachten, "abgestimmt mit den großen Archiven", habe einen Finanzbedarf von 473,9 Millionen Euro ermittelt, "um unsere Filmgeschichte in digitale Sicherheit zu bringen – obwohl man bereits über den Begriff 'Sicherheit' streiten könnte, da niemand weiß, wie lange die neuen digitalen Speichermedien halten und wie oft man den Bestand wird umkopieren müssen, wenn neue digitale Generationen die alten obsolet machen (...)." Auf absehbare Zeit sei deshalb auch das analoge Material aufzubewahren, "das schon bewiesen hat, dass es ein Jahrhundert überstehen kann."
(Die Welt, 30.7.2015)
Zum "Welt"-Artikel

30 juillet 2015

Zurück in die Zukunft

Kein Vertrauen in die digitale Langzeitarchivierung – Regula Fuchs (Schweiz) berichtet über den Rückschritt zum analogen Material

Der Artikel von Regula Fuchs beschreibt, dass viele Archive digital gedrehte Filme zur Langzeitsicherung auf analogem Material ausbelichten, da sie der digitalen Langzeitarchivierung nicht trauen. Recherchiert hat sie u.a. bei Memoriav, dem Verein zur Erhaltung des audiovisuellen Kulturerbes der Schweiz.

„Memoriav empfiehlt seinen Partnern die Ausbelichtung – im Wissen darum, dass das Geld oft fehlt. Die analoge Sicherungskopie eines digitalen Films kostet je nach Länge und Komplexität rund 20000 Franken [19200 €]. Kommen Restaurierungsarbeiten hinzu, kann diese Summe schon mal 350000 Franken [336000 €] betragen – wie bei Markus Imhoofs Film Das Boot ist voll, den Memoriav aufwendig restaurieren ließ."

"Die Kosten sind auch der Grund, warum die Cinémathèque Suisse in Lausanne nicht mehr alle vom Bund geförderten Filme ausbelichten lässt. Bundesrat Alain Berset hat das Programm 2013 gestoppt, zurzeit wird im Rahmen der Leistungsvereinbarung 2016–2020 mit der Cinémathèque darüber verhandelt, wie man die hiesige Filmproduktion erhalten will.“

In Frankreich, so Regula Fuchs, verlange ein Gesetz die Ausbelichtung aller digital gedrehten Filme. In der Schweiz dagegen gäbe es keine nationale Strategie. (Tages-Anzeiger, 30.3.2015)


http://www.derbund.ch/kultur/kino/Zurueck-in-die-Zukunft/story/14292280

1 avril 2015

Cinémathèque Suisse muss umplanen

Philippe Reichen (Schweiz) berichtet über das neue Forschungs- und Archivzentrum

Der Eröffnungstermin des neuen Forschungs- und Archivzentrums der Cinémathèque Suisse in Lausanne wurde kürzlich auf 2018 verlegt. Durch die digitale Revolution in der Filmindustrie sei „ein großer Teil der ursprünglichen Pläne obsolet geworden.“ Zusätzlich zu Lagerräumen für die Filmmaterialien „sollen nun neue Harddisks und modernste Telekommunikationstechnologie installiert werden. Um sie zu bedienen, braucht man allerdings Fachpersonal.“

Die Cinémathèque will aber die Filme nicht selbst scannen, „sondern sich nebst der Pflege des Analogen um die Archivierung von Filmen kümmern, die schon digital gedreht worden sind.“ Derzeit lässt sie bereits Filme scannen, etwa beim Zürcher Unternehmen Cinegrell: „Aber das Geld reicht derzeit nur für die Digitalisierung von Filmrollen, die in einem derart schlechten Zustand sind, dass man das Rohmaterial ohnehin entsprechend bearbeiten muss, um sie erhalten zu können. Der Gesamtaufwand dafür beläuft sich auf 50.000 bis 100.000 Franken pro Film [47.960 – 95.920 €]. Noch fehlt das Geld, um analoge Negative, die in gutem Zustand sind, zu scannen, obwohl dies ‚nur’ 30.000 Franken [28.776 €] kosten würde.“ (Tages-Anzeiger, 30.3.2015)


http://www.derbund.ch/kultur/kino/Die-Cinematheque-muss-umplanen/story/22682235

30 mars 2015

„Filmerbe“ oder „Filmgeschichte“?

Lukas Foerster über Überlieferungsverhältnis oder Besitzrecht

In einem Beitrag über die Diskussionsveranstaltung der Deutschen Kinemathek zur „Zukunft der Digitalisierung des Filmerbes“ am 12. Februar 2015 im Rahmen der Berlinale kritisiert Lukas Foerster vor allem die Verwendung des Wortes „Filmerbe“, das er allzu stark an die Kategorie des Nationalen angebunden sieht.

Das deutsche Wort „Erbe“ impliziere „nicht nur ein Überlieferungsverhältnis, sondern gleichzeitig ein Besitzrecht [...] – das dann im Fall des Filmerbes doch wieder nur ein auf ein nationales Subjekt zugerechnet werden kann. Und dieses Subjekt, beziehungsweise die diversen institutionellen Ersatzsubjekte, sehen in diesem Erbe dann oft genug weniger etwas, das sie zu bewahren haben, als etwas, über das sie verfügen, das sie optimieren, für ökonomische oder ideologische Ziele instrumentalisieren können.“

Als alternativen Begriff schlägt er „Filmgeschichte“ vor – ein Wort, das „eine weitaus schwächere Anziehungskraft auf Attribute wie ‚national’ oder ‚deutsch’" ausübe. Vor allem aber appelliere Filmgeschichte „qua ihrer bloßen Existenz an die Gedächtnisfunktion der Gesellschaft.“ (S. 13)

Cargo. Film Medien Kultur, Nr. 25, März-Mai 2015, S. 12-13 – 27 mars 2015

Filmerbe in Gefahr!

Artikel und Interview von Simon Hauck

In einem "Zwischenbericht" zum Stand der Digitalisierung des Filmerbes führt Simon Hauck eine Schätzung von Dr. Siegfried Fößel vom Fraunhofer Institut in Erlangen an, demzufolge "allein in Deutschland ungefähr 200.000 Filmtitel eingelagert sind , mit einer Gesamtlänge von hochgerechnet gut 5 Millionen (!) Minuten Bewegtbild. Der Großteil davon sei seiner Meinung nach weder gesichtet noch klassifiziert."

"Nicht das Einzelinteresse jedes Filmarchivs in den Vordergrund stellen"

Im Interview antwortet die Stellvertretenden Leiterin des Filmmuseums München, Claudia Engelhardt, auf die Frage, was restauriert und digitalisiert werden soll und wer das letztendlich entscheide: "Die Frage, wer eigentlich aussuchen soll und was am Ende tatsächlich restauriert wird, wurde bislang von niemandem umfassend beantwortet. [...] Man könnte schon von oben nach unten entscheiden, das heißt von der BKM [...] herab zu uns. Aber natürlich mittels Fachleuten, die in die einzelnen Filmarchive entsandt werden. [...] Trotzdem gibt es ja im Prinzip schon lange den Verbund der deutschen Kinematheken, die sich untereinander regelmäßig austauschen. Konkret sollte natürlich die Sache, nämlich das Filmerbe zu retten, im Vordergrund stehen – und nicht das Einzelinteresse jedes Filmarchivs."

35 Millimeter. Das Retro-Film-Magzin, Nr. 2/2015, S. 46-48 – 28 février 2015

Chance vertan: Die Zukunft des Filmerbes

Kay Hoffmann berichtet über die Veranstaltung „Berlinale Classics: Die Zukunft der Digitalisierung des Filmerbes“ am 12. Februar 2015 im Filmhaus am Potsdamer Platz, Berlin

Auf dem Podium saßen Rainer Rother (Deutsche Kinemathek), Claudia Dillmann (DIF) und Ralf Schenk (DEFA-Stiftung). „Kritische Nachfragen wurden von ihnen als eher störend empfunden und so bot die Veranstaltung keine Plattform für eine wirklich offene Diskussion. [...] Zum Schluss wies Rainer Rother darauf hin, dass in Deutschland nicht einmal zwanzig hochwertige Scanner gäbe. Von daher wären die Kapazitäten für eine Digitalisierung sehr beschränkt. In ihrer Selbstdarstellung sehen sich die Institutionen auf einem guten Weg, wobei die Finanzierung sicher noch verbessert werden könne. Rother brachte eine Verzehnfachung der Mittel ins Spiel.“


Der vollständige Bericht auf Dokumentarfilm.info

23 février 2015

Sind mit einem Server-Absturz alle Schweizer Filme gelöscht?

"Die Cinémathèque Suisse steht vor einer Herausforderung: Ältere, analoge Filme müssen digitalisiert werden – und digitale Filme wiederum sollen auch auf Bänder gezogen werden, denn: Die Computer-Technik sei zu unsicher. Doch der Aufwand dafür ist teuer und stellt die Cinémathèque vor grosse Fragen."


http://www.srf.ch/kultur/film-serien/sind-mit-einem-server-absturz-alle-schweizer-filme-geloescht

3 février 2015

Die digitale Revolution frisst das Filmerbe

Simon Spiegel im Schweizer filmbulletin über das Verschwinden der analogen Filmindustrie

"Die Tage des analogen Films sind [...] auf jeden Fall gezählt, und wenn wir nicht von unserem filmischen Erbe abgeschnitten werden wollen, gibt es nur eine Lösung: eine umfassende Digitalisierung der analogen Bestände." Andernfalls drohe eine "Metropolisierung" der Filmgeschichte - "allseits bekannte Klassiker werden unter großem Tamtam digital aufbereitet", alles andere, was nicht zur Vermarktung taugt, wird der Vergessenheit anheimgegeben.

Spiegel weist auch darauf hin, dass die Niederlande ihr audiovisuelles Erbe zu 80% digitalisiert haben: ca. 120 000 Stunden Film- und Videomaterial plus zweieinhalb Millionen Fotografien. Kosten: 115 Mio. Euro, finanziert nicht aus dem Kulturhaushalt, sondern aus einem Fonds für Infrastrukturprojekte.

filmbulletin - Kino in Augenhöhe. 1-2015. Winterthur Januar 2015 (Printausgabe), S. 40-43


http://www.simifilm.ch/overview/die-digitale-revolution-frisst-das-filmerbe

30 janvier 2015

Rettet das Filmerbe!

Im Kameramann schreibt Helmut Herbst über eine neue Generation von Film-Scannern, die das Entstehen einer Bibliothek und eines Gesamtkatalogs des deutschen Filmerbes in greifbare Nähe rückt, "wenn denn die Filmarchive und die Politik diese Chance nutzen. [...] Leider haben sich die im Kinematheksverbund zusammengeschlossenen deutschen Film­archive bereits entschieden, eine Liste von 500 Filmen zu erstellen, die im Laufe der nächsten Jahre restauriert und als DCPs digital gesichert werden sollen. Was in den nächsten Jahren nicht digitalisiert wird, droht von den Leinwänden und Bildschirmen zu verschwinden, so Ernst Szebedits, Vorstand der Murnau-Stiftung, schon im Dezember 2012.

Mit ihrer Liste von 500 zu rettenden Filmen verhalten sie sich jedoch wie Katastrophenmediziner im Falle eines Super-Gaus. Indem sie sich auf die Selektion weniger "überlebenswerter" Filme konzentrie­ren, kommen sie zudem der klammen Kultur­staats­ministerin entgegen und managen die Katastrophe ganz elegant, ohne größeres Auf­sehen und kostenneutral. Damit zäumen sie das Pferd aber von hinten auf."


http://www.kameramann.de/allgemein/rettet-das-filmerbe-143192

15 janvier 2015

Das Filmerbe im Zeitalter seiner Digi­ta­li­sie­rung

Notizen von Dunja Bialas vom 10. Bundes­kon­gress der Kommu­nalen Kinos "Filmerbe 2.0"

Dunja Bialas Schlussfolgerung aus den Vorträgen und Diskussionen: "Das Ende des Films als Medium hat weit­rei­chende Folgen für die kultu­relle Praxis, die sich einst mit ihm verband. Der Ort für »Film« wird in Zukunft nicht mehr der reale Ort des Kinos sein, sondern hat sich ins Internet virtua­li­siert. Mit dem Wechsel vom Einz­el­bild zum Einzel-Bit geht nicht nur die Ablösung der Medien einher, sondern es vollzieht sich ein schlei­chender Kultur­wandel, der das Ende des Kinos einläutet.

Keine frohe Botschaft für die anwe­senden Vertreter der kommu­nalen Kinos, die sie nicht nur vom Forscher des Fraun­hofer Instituts, sondern auch von Film­kri­tiker Seeßlen vernommen haben. Viel­leicht aber steckt gerade in ihrer Sonder­rolle »andere Filme anders zeigen« zu wollen die Chance für den Fort­be­stand, jenseits ihrer Subven­tio­nie­rung? A-Cinema, Easy-DCP, hybride Kinos mit weiterhin analoger wie digitaler Projek­ti­ons­technik, und Archive wie das des Nürn­berger KommKinos oder des Münchner Werk­statt­kinos zeigen immerhin Nischen auf, in denen der Cinephile eine Zeit lang über­win­tern kann."


http://www.artechock.de/film/text/artikel/2014/12_11_kommunalekinos.html

11 décembre 2014

Vorsicht bei der Digitalisierungsoffensive

Anke Wilkening, Restauratorin der Murnau-Stiftung, weist in GRIP 51 darauf hin, dass nur der Erhalt des Originalmaterials die künftige Verfügbarkeit des Filmerbes gewährleistet: „Historische Farbverfahren wie Agfacolor sind durch moderne Farbemulsionen nur ungenügend wiedergegeben. Der Sprache und den Tönen ist durch den Einsatz von starken Rauschfiltern nicht nur die Atmo abhanden gekommen, ganze Silben und Buchstaben sind weggefiltert und machen die Dialoge unverständlich. Es sind erhebliche inhaltliche Verluste beim Bild durch zu harte Kontraste und mitkopierte Beschädigungen der Filmoberfläche entstanden. Unzulänglichkeiten, die nicht mehr gutzumachen sind, wenn die Originale vorschriftsgemäß zerstört worden sind. [...] „Der Kongress tanzt“ (1931), eines der emblematischsten Beispiele der frühen deutschen Tonfilmoperette, wurde im falschen Bildseitenverhältnis umkopiert, so dass die Köpfe der Darsteller erheblich beschnitten sind."
http://www.filmhaus-frankfurt.de/Publikationen/GRIP-Archiv/GRIP-51/Vorsicht-bei-der-Digitalisierungsoffensive

19 novembre 2014

Digitalisierung der Filmarchive: Rettung der Schätze der Leinwand

Christiane Peitz zieht im Berliner Tagesspiegel eine Zwischenbilanz

"Sichern und sichtbar machen: Die deutschen Archive wollen das Filmerbe ins digitale Zeitalter retten. Letztes Jahr wurde Alarm geschlagen, jetzt gibt es erste Entwarnungen. Aber das Geld für die Rettung der Schätze reicht noch lange nicht." (Der Tagesspiegel, 19.8.2914)


http://www.tagesspiegel.de/kultur/digitalisierung-der-filmarchive-rettung-der-schaetze-der-leinwand/10349674.html

30 août 2014

Schatz in Dosen

Kulturzeit, 25. Juni 2014, 3sat

In einem Beitrag von Philipp Rimmele in dem 3sat-Magazin „Kulturzeit“ über Probleme der Filmarchivierung weist Martin Koerber, Leiter des Filmarchivs der Deutschen Kinemathek, auf eine zentrale Problematik der Filmarchivierung hin: „Das Medium, auf das man etwas schreibt, und das man dann weglegt, und das 20, 30, 40 oder 200 Jahre hält und dann noch ansprechbar ist, gibt es nicht, und wird es wahrscheinlich auch nie geben.“ Der Präsident des Bundesarchivs Michael Hollmann koppelt die Zielsetzung der Filmarchivierung an die Sichtbarkeit des Films: „Was wir hier tun, ist diesen Film aufbewahren und sichern, damit er gesehen werden kann. Das ist ja das Fatale, das Besondere an Film: Er ist nur so lange da, wie er gesehen wird. Wenn er nicht gesehen wird, ist der Film auch nicht da.“
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=44487

29 juin 2014

Zu teuer: Filmklassiker werden vernichtet

Angelika Pöppel im Rhein-Main EXTRA TIPP vom 12. April 2014 über die Digitalisierung des Kinos im Gespräch u.a. mit Thomas Worschech, Leiter des Filmarchiv im Deutschen Filminstitut – DIF in Wiesbaden:

„Bereits 20.000 Kopien lagern in Wiesbaden. Doch warum werden die Werke nicht einfach digitalisiert? Das ist schlichtweg zu teuer. Die Digitalisierung nur eines Filmes koste bereits zwischen 40.000 und 50.000 Euro. Aber: „Die Digitalisierung ist die einzige Lösung“, sagt Archivleiter Worschech. Das Zeitfenster in dem das passieren müsse, sei begrenzt. Denn: „Irgendwann steht uns die Technik zum Abspielen gar nicht mehr zur Verfügung.“ Zumindest der Bundesverband kommunaler Filmarbeit (BkF) hat reagiert und empfiehlt seinen Mitgliedern – unabhängige, nichtgewerbliche Programmkinos – zu einem Hybridmodell. Statt komplett auf Digitalisierung zu setzten, um die neuesten Hollywoodstreifen zeigen zu können, sollen alte Projektoren erhalten bleiben. „Wir gehen davon aus, dass in einigen Jahren bis auf wenige gute Programmkinos nur noch unsere Mitglieder analoge Filme abspielen können“, sagt Geschäftssführer Fabian Schauren." (Rhein-Main EXTRA TIPP, 12.4.2014)
http://www.extratipp.com/news/rhein-main/digitalisierung-teuer-klassiker-filmgeschichte-vernichtet-3476108.html

12 avril 2014

Zurück in die Zukunft

Andreas Busche beschreibt den Umbruch vom analogen zum digitalen Filmmaterial und seine Folgen für das Filmerbe:

"Mit dem Verschwinden des analogen Kinos kommt den Filmmuseen und -archiven zukünftig aber die Aufgabe zu, eine historische Praxis des Kinos weiterhin lebendig zu halten. [...] Digitalisierungsinitiativen können dabei helfen, ein historisches Bewusstsein für das Filmerbe in seiner Komplexität zu schaffen." (epd Film, Nr. 3/2014, S. 31-34)
http://www.epd-film.de/33184.php

20 mars 2014

Ein Produkt verschwindet

Die Gewerkschaft ver.di zur Insolvenz der CineMedia Film AG

Thomas Steiger: "Nach der Insolvenz und Neustrukturierung von CineMedia und CinePostproduction bleiben als Dienstleister für photochemische Prozesse nur noch das Filmarchiv des Bundesarchivs sowie TF Cinenova in Wiesbaden und Arri in München, die auch Kinokopien herstellen. (...) Wie Filme sachgemäß aufbewahrt werden, ist nicht ausgemacht. PET hält zwar an die 1000 Jahre, aber es gibt auch andere, kostspielige Ideen für die Archivierung. Bei Dateien ist das allerdings so eine Sache. Man weiß nicht, wie lange Daten auf welchen Trägermedien halten und Weltuntergangsverschwörer geben zu bedenken, dass keine post-apokalyptische, intelligente Lebensform oder Außerirdische die Daten auslesen können, wenn sie nicht wissen, welches Lesegerät man dazu braucht, während sich die Mechanik eines Filmstreifens jedermann erschließt."
ver.di: «M» - MENSCHEN - MACHEN - MEDIEN

20 février 2014

Licht und Schatten

Die Retrospektive der Berlinale erinnert an die Wunder des richtigen Filmlichts. Sorgen bereitet hingegen die Sicherung des Filmerbes. Kein Archiv der Welt wird seine gesamten Bestände digitalisieren können.

Daniel Kothenschulte: "Kein Archiv der Welt wird seine gesamten Bestände digitalisieren können. In der deutschen Filmpolitik bahnt sich leider eine andere Entwicklung an. Man wird wohl dem Wunsch der Murnau-Stiftung folgen, für einen Kernbestand, also eine Gruppe längst bekannter Klassiker, Mittel zur Digitalisierung bereitstellen, während zigtausende anderer Filmwerke für unspielbar erklärt werden, da sie weiterhin in Filmbüchsen ruhen."
Frankfurter Rundschau-online, 13.2.2014

15 février 2014

Schattenspiele - Klassiker bei der Berlinale

Die Filmfestspiele sind nicht nur ein Schaufenster des aktuellen Filmgeschehens. Jedes Jahr pilgern tausende Kinoexperten und Fans aus aller Welt nach Berlin, um restaurierte Schätze der Filmgeschichte zu sehen.

Jochen Kürten: „Warum überhaupt richten Festivals wie die Berlinale ihr Augenmerk auch auf alte Filmschätze? ‚Filme sind Teil unseres Kulturgedächtnisses, unseres audiovisuellen Gedächtnisses’, sagt die Filmhistorikerin Anna Bohn. ‚Filme geben uns Auskunft über die Geschichte, über die Wissenschaft und die Kunst der Zeit.’ Sie seien Teil des nationalen Kulturerbes. Diese Erkenntnis habe sich allerdings noch nicht allzu lange durchgesetzt: ‚Das Kino ist lange Zeit nicht anerkannt worden als Teil dieses Kulturerbes.’"
DW-Deutsche Welle, 9.2.2014

10 février 2014

"Das ist dummes Zeug!"

Warum Digitalisierung Filme nicht rettet. Ein Interview mit Martin Koerber, Leiter des Filmarchivs der Deutschen Kinemathek

"Ein Film ist ein Film in einer Büchse, er ist 35 Millimeter breit und hat eine Auflösung von mindestens 4000 Bildpunkten über die Linie hinweg und so weiter, und das projiziert man auf eine Leinwand. Dasselbe gibt es natürlich auch digital. Auch dann kann es eine hohe Auflösung haben und gut aussehen. Es ist aber nicht dasselbe."
n-tv.de

7 février 2014

Rette sie, wer kann!

Aus 80.000 Filmen besteht die deutsche Kinogeschichte. Doch dieses nationale Bildergedächtnis ist in Gefahr. Ein Besuch in den Schatzkammern der Deutschen Kinemathek

Katja Nicodemus: "Für einen Moment stellt man sich die Berge von Filmen vor, die in den Archiven auf ihre Digitalisierung warten: Stummfilme der zehner und zwanziger Jahre, Filme der Weimarer Republik, Defa-Filme, die frühen Werke des Neuen Deutschen Films bis hin zum deutschen Kino der achtziger und neunziger Jahre."
ZEIT-online

6 février 2014

Die bröckelnde Erinnerung

Ein Besuch in der Außenstelle des Bundesarchivs, im brandenburgischen Hoppegarten

Sebastian Leber: "Große Teile des deutschen Filmerbes befinden sich in akuter Gefahr! So steht es in einer Petition an die neue Kultur-Staatsministerin Monika Grütters, seit Ende November fanden sich schon über 4200 Unterstützer. Das Problem verklebender, zerbröselnder und dann unbrauchbarer Filmrollen ist Experten bekannt, überraschend ist die Dringlichkeit: Falls die Politik nicht endlich einschreite, müsse man in den kommenden Jahren „mit dem Verlust der meisten Filme aus den letzten hundert Jahren rechnen“, heißt es darin. Das Schreiben liest sich nicht wie ein Hilferuf, eher wie ultimatives Alarmgebrüll."
Der Tagesspiegel, Berlin

1 février 2014

Dr. Caligari lässt den Schlafwandler wieder morden

Julika Meinert: "Anfang Februar wird im Rahmen der Berlinale eine digital restaurierte Fassung von "Das Cabinet des Dr. Caligari" zu sehen sein. Erstmals nutzten die Restauratoren dafür das Originalmaterial vom Dreh."
Die Welt

27 janvier 2014

Raumtemperatur 8 Grad, Luftfeuchtigkeit 35 Prozent

Andreas Busche: "Die Digitalisierung des Filmerbes wird allenthalben gefordert. Soll sie der Schlüssel zur Bewahrung der Bestände sein und nicht purer Aktionismus, bedarf es einer Langzeitstrategie: Was nötig ist, damit uns die Filme in den Archiven dauerhaft erhalten bleiben."
www.taz.de

tageszeitung, Berlin – 9 janvier 2014

Was kümmern uns die Filmrollen von gestern?

Cosima M. Grohmann: »Der Jahresetat für das Bundesarchiv beträgt auch nur schlappe 2 Millionen, nichts Halbes und nichts Ganzes also. Übrigens: In Frankreich wurden für einen Zeitraum von sechs Jahren 400 Millionen Euro in den Erhalt des Filmerbes investiert.«
berliner-filmfestivals.de

Berliner-Filmfestivals.de – 22 décembre 2013

BAF Filmblog

»Bei den in Dosen archivierten Farbfilmen der 60er Jahre setzte oft schon nach kurzer Zeit ein Farbstich ein und zum Erschrecken der Archivare bald auch ein Verfall, der durch chemische Prozesse ausgelöst wird.«
baf-berlin.de/blog

Berliner Film-Blog des BAF e.V. – 13 décembre 2013

Gegen die Vernichtung des Filmerbes

Claus Löser: »Bei der Lagerung ist (?) höchste Sorgfalt geboten. Genau hier scheint es Schwachstellen zu geben. In einem Archivbunker hat es einen Wassereinbruch gegeben, ein anderer weist hochgiftige Naphtalin-Gase auf.«
www.berliner-zeitung.de

Berliner Zeitung – 9 décembre 2013

»Dreihundert Filmleute schlagen Alarm!«

»Bei der Lagerung ist (?) höchste Sorgfalt geboten. Genau hier scheint es Schwachstellen zu geben. In einem Archivbunker hat es einen Wassereinbruch gegeben, ein anderer weist hochgiftige Naphtalin-Gase auf.«
www.jungewelt.de

Junge Welt – 9 décembre 2013

Moviepilot

»Eine Petition zur Rettung des deutschen Filmerbes wurde von Filmemachern, Filmhistorikern, Archivaren, Kritikern und Filmwissenschaftlern gemeinsam erarbeitet und der Koalition der CDU und SPD vorgelegt. Und wer hätte das gedacht: Große Teile der Petition wurden am 26. November im unterzeichneten Koalitionsvertrag mit aufgenommen! "Unser nationales Filmerbe muss dauerhaft gesichert und auch im digitalen Zeitalter sichtbar bleiben" – so der genaue, aus der Petition übernommene Wortlaut.«
www.moviepilot.de

Moviepilot – 7 décembre 2013

Aufruf: Unser Film-Erbe ist in Gefahr

Peter Dehn: »Was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es einzulagern? Eine von Helmut Herbst und Klaus Kreimeier anlässlich der Koalitionsverhandlungen initiierte Petition fordert die neue Bundesregierung auf, die Digitalisierung des Filmerbes »substanziell« zu fördern. Denn »die Erhaltung des filmischen Kulturgutes ist eine gesamtstaatlich-nationale Aufgabe«.« (kameramann.de, 6.12.2013)
www.kameramann.de

6 décembre 2013

Blouinartinfo

»Auch in den USA rückt das Thema derzeit wieder ins öffentliche Bewusstsein, nachdem Variety auf einen entsprechenden Bericht der Library of Congress hingewiesen hat, der der Zukunft amerikanischer Stummfilmbestände eine düstere Prognose ausstellt.«
de.blouinartinfo.com

Blouinartinfo – 5 décembre 2013

Digitalisierung gefordert. Hilferuf zum Filmerbe

»Die Unterzeichner fordern eine Initiative zur Digitalisierung der gefährdeten Filmbestände sowie eine sichere Finanzierung des Vorgangs.« (Neues Deutschland, 5.12.2013)
www.neues-deutschland.de

5 décembre 2013

Deutsches Filmerbe in Gefahr. Land der Seligen?

Gerhard Midding: »Eine nachhaltige Filmpflege würde auch die staatliche Unterstützung von Kopierwerken, die noch über Fachwissen im Umgang mit Zelluloid verfügen, einschließen. Das wird von Politik und Wirtschaft nicht unbedingt gewünscht; übrigens auch in Frankreich, dem Land der Seligen, nicht.« (Berliner Zeitung, Kultur, 3.12.2013)
www.berliner-zeitung.de

3 décembre 2013

Rettet das Filmerbe

Über eine aktuelle Petition und ihre Dringlichkeit

Rüdiger Suchsland: »Während Bund und Länder fast mit Links 500 Millionen Euro dafür locker machen, dass das zerstörte Berliner Stadtschloss als völlig künstliches neues Gebäude wiederauferstehen darf, lässt die Bundesrepublik ihr Kinoerbe verrotten.« (SWR Kulturthema, 2.12.2013)
www.swr.de

2 décembre 2013

Es muss nicht immer Nosferatu oder Caligari sein

Ein Besuch im Filmmuseum München anlässlich seines 50-jährigen Bestehens

Dunja Bialas: »Nicht nur das Bundesarchiv und die Stiftung Deutsche Kinemathek sollte man jedoch zur Rettung des Filmerbes stärken. Auch städtische oder Länder-Institutionen müssen dringend gefördert werden, will man tatsächlich etwas für das Filmerbe erreichen.« (artechock.de, 27.11.2013)
www.artechock.de

27 novembre 2013

Im Bundesarchiv die Gasmaske nicht vergessen!

Deutsches Filmerbe

Daniel Kothenschulte: »Der akute Notstand allerdings betrifft erst einmal die neueren Materialien, das deutsche Filmerbe der Nachkriegszeit - Wochenschauen, Spielfilme, Kurzfilme und Dokumentationen. Der Finanzaufwand ist hoch.« (Die Welt, 29.11.2013)
www.welt.de

19 novembre 2013


© 2011-2024  filmerbe-in-gefahr.de | Impressum/Datenschutz | haut de page